Welttag des öffentlichen Dienstes 2022: Arbeitnehmer/-innen sind bereit für Veränderungen

23 June 2022 Public Service Day

Der 23. Juni ist der Welttag des öffentlichen Dienstes. Dieses Jahr können wir diesen Tag ohne die rigiden Einschränkungen begehen, die auf dem Höhepunkt der Pandemie zu beachten waren. Allerdings vergessen wir nicht, was diese Pandemie für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst für Folgen hatte, denn sie haben dafür gesorgt, dass unsere Gesellschaft weiter funktioniert hat. Wie feiern die Arbeitnehmer/-innen, die ihr Leben der Aufgabe widmen, öffentliche Dienste zu erbringen und für die Achtung der Menschenrechte zu sorgen. Arbeitskräfte in der Entsorgungswirtschaft, Pflegepersonal, Büchereiangestellte, Beamte/-innen, Personal im Strafvollzug, Feuerwehrleute, Personal in Steuerbehörden und statistischen Ämtern, Ingenieure/-innen, Sozialarbeiter/-innen, Hebammen, Empfangspersonal, Reinigungskräfte ... die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Gemeinsam sind wir 24 Stunden täglich und an 7 Tagen in der Woche im Einsatz. Der Welttag des öffentlichen Dienstes ist ein Tag der Anerkennung für diese Beschäftigten.

Am Anfang der COVID-19-Pandemie gab es von den Menschen aus ihren Wohnungen weltweit viel Applaus und Wertschätzung für diejenigen, die an vorderster Front im Einsatz waren. Es war eine willkommene Anerkennung, aber das ist nicht ausreichend. Der EGÖD fordert einen Wandel. Applaus und freundliche Worte sind kein Ersatz für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und sichere Personalbemessung. Wir müssen unsere öffentlichen Dienste stärken. Sie sind der Schlüssel für die Bekämpfung des Klimawandels, für sozialen Fortschritt und soziale Gerechtigkeit.

Beschäftigte im öffentlichen Dienst bekommen den Druck der Inflation auf die Löhne besonders hart zu spüren. Eine mehr als zehn Jahre währende Austeritätspolitik mit Entlassungen, Lohn-Nullrunden und Einstellungsstopps hat dafür gesorgt, dass viele Beschäftigte im öffentlichen Dienst abgehängt wurden.  Bei einer Inflation von prognostizierten 6,8 % dieses Jahr in der Europäischen Union, die im Vereinigten Königreich auf 9 %, in Serbien auf 9,6% und in der Türkei auf 69,9 % steigen kann, sind es wieder einmal die Arbeitnehmer/-innen, die am stärksten davon betroffen sind.

Der EGÖD warnt seit langem vor den Folgen der Liberalisierung und der Kommerzialisierung öffentlicher Dienste. Diese Maßnahmen bringen der arbeitenden Bevölkerung keinerlei Vorteile und demontieren eine wichtige Säule der Stabilität für unsere Volkswirtschaften und Gesellschaften. Diese Praktiken leiten öffentliche Mittel und Ressourcen zugunsten gewinnorientierter Unternehmen um. Ein hervorragendes Beispiel für die Folgen dieser Politik ist das im Sozialsektor tätige französische multinationale Unternehmen Orpea.

Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst wollen Veränderungen. Seit einigen Wochen fordern wir auf Demonstrationen und mit Arbeitskampfmaßnahmen höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal. Wenn diese Rahmenbedingungen nicht schnellstens geändert werden, wird es den Beschäftigten im öffentlichen Dienst kaum möglich sein, qualitativ hochwertige Dienstleistungen nach ihren Zielvorstellungen zu erbringen. 

Wir können etwas Positives bewirken. Die Gewerkschaften in Europa beweisen, dass Veränderungen möglich sind. Im Entsorgungssektor im VK hat es in letzter Zeit landesweite Auseinandersetzungen und Aktionen gegeben – und Arbeitnehmer/-innen haben erfolgreich höhere Löhne durchgesetzt. Norwegische Gewerkschaften haben umfassende Lohnerhöhungen für kommunale und staatliche Beschäftigte erreicht. Unser deutsches Mitglied ver.di hat einen bemerkenswerte Erfolg für 330.000 Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst erzielt, die jetzt mehr Entlastungstage und höhere Zulagen bekommen. Solche Beispiele sind eine Inspiration für die Beschäftigten, die sich in Europa und überall auf der Welt für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingung einsetzen.

Heute feiern wir die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die sich inmitten eines bewaffneten Konflikts wie z. B. in der Ukraine für ihre Belange einsetzen. Sie kämpfen jeden Tag und riskieren ihr Leben, um die Energie- und Wasserversorgung, die Gesundheitsversorgung und andere Dienstleistungen für ihre Gemeinschaften sicherzustellen. Es leben die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes!